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Nachgefragt: Interview mit Iris Woldt

Nachgefragt: Interview mit Iris Woldt

Iris Woldt, aus dem Berliner Umland, ist seit 2002 mit der Fotografie verbandelt.

Iris kam 2008 zur Hochzeitsfotografie und das war die beste Entscheidung, wie sie sagen würde, die sie je getroffen hat. Sie betrieb zuvor noch ein kleines Fotostudio das sie, zugunsten der Liebe für die Hochzeitsfotografie, schweren Herzens aufgab. 

Diesen Schritt hat Sie aber bis heute nicht bereut. Zusammen mit Ihrem Ehemann Steffen, der sie mit aller Kraft unterstützt, fährt sie in den Sommermonaten zu den Trauungen und fängt dort die schönsten Momente für Ihre Auftraggeber ein. Iris hat sich neben den Hochzeiten auch noch der Newborn und Schwangerschaftsfotografie verschrieben. 

Die Fotografie hat Ihr unter anderem schon einige Preise der ISPWP ( Best Wedding Photographers - By City, Around the World ) eingebracht. Worauf Sie, zu recht, sehr stolz ist.

Iris hat uns zu Ihrer Arbeit als Fotografin ein paar Fragen beantwortet und die Antworten wollen wir euch nicht vorenthalten. Bitte sehr. 

Iris du bist seit 2002 mit dem Fotografieren verbunden und hast 2008 angefangen Hochzeiten abzulichten. Wie hat sich dein Leben vor dem Fotografieren gestaltet? 

Ich war schon immer ein kreativer Mensch in meiner Freizeit, verdient habe ich aber mein Geld aus einem ganz anderen Bereich. Ich bin gelernte Zahnarzthelferin, was ich viele Jahre ausübte. Später arbeitete ich als Betreuerin im mehrfach schwerstbehinderten Bereich. Somit hatte ich auf alle Fälle ein Feingefühl mit dem Umgang mit Menschen, was in diesem Beruf sehr von Vorteil ist. 

Mit der Fotografie fing es aber erst wirklich mit einer Vorahnung meiner Homöopathin an. Sie ist wie eine kleine Hexe, die in die Zukunft blicken kann. Sie fragte mich, was ich gerne in meiner Freizeit mache. Unter anderem meinte ich, dass ich ein wenig fotografiere. Darauf hin sagte sie mir, dass ich mich ganz intensiv damit beschäftigen soll. Sie sieht etwas ganz großes in mir. Ich werde damit sehr erfolgreich. Ist das nicht verrückt! Und somit kaufte ich mir Zeitschriften und Fachbücher und meine Familie und Freunde mussten als Probeobjekt herhalten :-) Als ich bemerkte, dass die Fotografie mich erfüllt und ich von überall ein positives Feedback erhalten habe, ließ ich mich für ein Jahr beurlauben und eröffnete ein kleines Fotostudio in meinem Dorf. Ein Jahr später mietete ich im selben Ort ein 190m2 großes Fotostudio, startete richtig durch und kündigte meinen alten Job.  


Du hast an deinem Wohnort ein Fotostudio betrieben, welches du zugunsten der Hochzeitsfotografie aufgegeben hast. Wie waren deine Gefühle und Gedanken als du diesen mutigen Schritt gegangen bist? 

Ich war eigentlich sehr glücklich darüber. Das Studio hatte nicht sehr viel Gewinn gebracht. Meine Preise waren viel zu günstig. Da ich zu dieser Zeit kaum Kontakte zu Kollegen hatte, war ich ein Einzelkämpfer und hatte eigentlich 0 Ahnung von Kalkulation. Ich war sehr blauäugig. Ich gab mehr Geld für Requisiten und Co. aus, da ich immer viele kreative Ideen im Kopf hatte. Ich musste mit den Jahren erst lernen, dass ich eine sehr gute Arbeit mache und dafür auch Geld verlangen kann. Ich hatte früher im Hinterkopf, ich bin keine gelernte Fotografin, also kann ich auch nicht viel verlangen. Erst durch einen sehr guten Mentor, den ich durch Zufall kennengelernt habe ( Lars Neumann aus Dresden) wurde mir Bewusst, was ich und meine Arbeit wert ist. Ich bin Lars dafür sehr dankbar.

Zu dieser Zeit hatte ich immer mehr Anfragen und Buchungen für Hochzeiten und bekam unwahrscheinlich viel gutes Feedback. Da ich mein Studio durch die Hochzeiten nicht mehr richtig auslasten konnte und ich die Hochzeiten mehr liebte als die Studioarbeit, viel mir die Entscheidung nicht sehr schwer. Ich bin ein absoluter Bauch- und Gefühlsmensch. Geld und die Vernunft war mir nie so wichtig. Zum Glück habe ich meinen lieben Steffen, der aufpasst, dass es nicht in die falsche Richtung geht. Genau ab diesem Zeitpunkt verdiente ich dann endlich Geld, denn vorher blieb nicht viel zum Monatsende übrig. 
 

Du schreibst auf deiner Webseite ( https://hochzeitsfotograf-exclusiv.de ) das du mittlerweile einen eigenen Stil für die Hochzeitsfotografie entwickelt hast. Wie genau sieht dieser Stil aus? 

Ich liebe den Vintage- und Retrostyle. Im Studio hatte ich mich auf die Pin-up Fotografie spezialisiert. Irgendwie mag ich diesen Touch. Meine Farbtöne gehen meist ins warme mit einer leichten Tonung. Der Style ist mehr weich und nicht so knacke scharf. Ich arbeite zu 90 % nur mit offener Blende. Auch wenn viele Kollegen vielleicht die Nase rümpfen, ich liebe mein 70-200 mm Objektiv. Da ich mit diesem Objektiv meinen Paaren nicht so sehr auf der Pelle sitze, fühlen sie sich nicht so sehr beobachtet. Wenn ich merke, dass sich die Paare langsam an diese Situation gewöhnt haben, arbeite ich mit Festbrennweiten und gehe dann auf Tuchfühlung. (35mm/ 85mm) Da ich ein sehr gefühlvoller und fröhlicher Mensch bin, möchte ich dieses auch in meinen Arbeiten rüberbringen. Unsere Brautpaare und Kunden können sich mit meinem Stil und die Bildsprache sehr identifizieren und deshalb müssen sich unsere Paare auch nicht verstellen. Es passt einfach und deshalb feiert der größte Teil unserer Hochzeitspaare in einer Scheune, im Garten rustikal und im Vintagestyle. Prinzessin-Hochzeiten haben wie sehr selten.
 

Manchmal kommt es ja anders als man denkt. Wie gehst du mit unvorhersehbaren Ereignissen um oder hast du immer auch einen alternativen Plan in der Tasche? 

Ich kann eigentlich ganz schnell mit unvorhersehbaren Ereignissen umgehen. Ich habe viel Fantasie, hatte damit noch nie Probleme. Gerade auf Hochzeiten muss man sehr flexibel sein, sonst wäre man hier eigentlich fehl am Platze. Einen Plan B für Regen überlegen wir aber oft im Vorgespräch.
 

Du hast ja auch ein kleines „Team“ um dich. Es ist dein Ehemann Steffen. Wie teilt Ihr euch eure Arbeite auf bei einem Auftrag und musst du auch manchmal den Boss spielen damit alles gut funktioniert? 

Bei uns in der Ehe und auf der Arbeit sind die Rollen einfach mal vertauscht. Wir beiden kommen damit sehr gut klar ( hoffe ich doch ;-)). 

Auf einer Hochzeit bin ich immer die Hauptfotografin. Da ich auf Hochzeiten immer hochkonzentriert bin dafür aber sehr schusselig, würde ich ständig immer alles liegen lassen. Mein lieber Steffen ist „mein Mann für alles“. Er schleppt mir alles hinterher, sortiert die Menschenansammlungen bei den Gruppenfotos, hält die Kinder und Erwachsenen bei Laune und vieles mehr. Das getting ready teilen wir uns und bei der Trauung ist er für das Einfangen der Gefühle des Bräutigams zuständig :-) Vor der Hochzeit bereitet mir Steffen die Kameras vor und bestückt unser Auto, wenn es vollbepackt losgeht. Mir zu Liebe hat er sich mit der Fotografie angefreundet, was ich so sehr wertschätzte! Die Postproduktion mache ich auch komplett alleine. Wir sind einfach ein perfektes Team, was wir von unseren Paaren und Gästen immer wieder hören. Alleine würde ich keine Hochzeit fotografieren wollen, auch wenn ich das natürlich könnte. 
 

Einige internationale Awards der ISPWP kannst du ja schon dein eigen nennen. Wie war deine Reaktion als du erfahren hast das du mit deinen Bildern Preise einheimsen hast? 

Dieses Gefühl war und ist einfach unglaublich, wenn man in einer internationalen Liga mitspielen kann. Eine Bestätigung braucht doch jeder mal, oder? Es turnt auch auf alle Fälle an, immer besser zu werden.
 

Du wurdest einmal schon nach Dubai eingeladen. Kannst du uns über dieses Abenteuer ein paar Anekdoten erzählen? 

Darüber könnte ich jetzt einen Roman schreiben. Es war einfach unglaublich. Ich versuche mich kurz zu halten. 

Ein Paar aus Dubai (deutsch/englisch) buchten uns für ihre Hochzeit in Berlin. Über ein Engagementshooting lernten wir uns dann schon vor der Hochzeit kennen. Am Hochzeitstag, kurz vor Feierabend fragten sie uns, ob wir Lust haben, auf ein After Wedding in Dubai. Ganz ehrlich, uns kamen die Tränen vor Freude. Wir wurden für 8 oder 9 Tage bei ihnen zu Hause eingeladen. Es war so krass. Er Pilot, sie Stewardess bei Emirates. Mit dem A380 ging es nach Dubai und Rick unser Bräutigam, flog diesen Vogel selber. Wir durften beim Start und der Landung vorne im Cockpit dabei sein. Die Bar in der First Class durften wir auch nutzen. Es war alles so krass. Ach so, unsere Tochter durften wir auch mitnehmen :-) Das Shooting in der Wüste wurde super organisiert. Ich konnte mir sogar nach meinen Wünschen eine Wüste aussuchen. Ich wünschte mir rötlichen Sand, viele hohe Dünen und es sollte noch Baum-und Buschwerk vorhanden sein. Unser Wüstenfahrer hatte den perfekten Ort gefunden. Ich hatte so vieles im Kopf aber meistens kommt es anders als man denkt. Als wir loslegen wollten, kam ein ordentlicher Sandsturm auf. Der Schleier machte alles, nur nicht das, was wir wollten. Sand in den Augen und ein knirschendes Objektiv. Es hat aber so viel Spaß gemacht und am Ende kam auch was vernünftiges bei raus. Dieses Erlebnis war einfach der Hammer. Uns wurde Dubai und vieles mehr gezeigt. Das Paar ist jetzt nach Berlin gezogen. Natürlich haben wir immer noch Kontakt und treffen uns 1-2 mal im Jahr.   

Iris du fotografierst schon sehr lange Hochzeiten. Was denkst du, wie hat sich deine Arbeit in dieser Zeit verändert beziehungsweise auch deine Hochzeitsfotografie insgesamt? 

Mm, ich bin jetzt viel sicherer in meiner Arbeitsweise. Die Aufregung vor der Hochzeit ist immer noch aber nicht mehr so groß, wie früher. Ich versuche meine Fotografie noch interessanter zu gestalten. Früher habe ich mich z.B. nicht an die Blitzfotografie heran getraut. Jetzt macht es mir Spaß, mit dem Licht zu spielen und zum Abend mit dem Brautpaar ein Highlightfoto zu schießen. Ich bin heiß auf neue Techniken, neue Sichtweisen. 
 

Newborn - und Schwangerschaftsfotografie ist auch ein Teil deiner Arbeit. Gab es schon den Fall das beides zusammenfiel und du Paare zu beiden Themen vor der Kamera hattest? 

Das kommt ziemlich häufig vor, denn eine schwangere Braut ist ja nichts seltenes. Diese freut sich natürlich sehr, wenn ich ihr im Vorgespräch anbiete, dass wir während des getting ready ein paar schöne Babybauchfotos schießen. Wenn dann das Baby da ist, erhalte ich auch ab und zu die Anfragen, das Baby zu fotografieren.

Seit dem ich auf der Homepage Boudoirfotografie anbiete, wird dieses auch gerne zum getting ready angenommen.


Du hast ja nun schon einige Hochzeiten abgelichtet und viele Paare gesehen. Gab es eine Braut an die du heute noch gerne mit Freude zurückdenkst? 

Man erlebt ja vieles mit den Jahren und es gibt immer wieder Schmunzler. Etwas ganz spezielles fällt mir jetzt aber nicht ein. 

Ach doch, eine Hochzeit im Tierpark Friedrichsfelde. Wir machten ein Brautpaarshooting in der Nähe von den freilaufenden Pelikanen. Ich hoffte so sehr im Stillen, das die Pelikane zur Braut laufen und neugierig auf dem Schleier sind. Kaum waren sie beim Brautpaar, schnappte der Pelikan mehrmals nach dem Schleier. Die Braut schrie und hatte etwas Angst. Ich schrie zurück, halte den Schleier fest und habe einfach Spaß dabei, was sie dann auch machte, hihi :-) 


Iris Profil auf hochzeitsfotograf.com
Homepage von Iris





































 

über den autor

Hajo geht den Sachen gern auf den Grund, hat bisher aber mit der Hochzeitsfotografie soviel am Hut gehabt wie ein Berliner mit Karneval. Eine gute Kombination um die richtigen Fragen zu stellen, denn unsere Brautpaare sind in der Regel in einer ganz ähnlichen Situation.